Aktienmärkte – die letzten Prozente sind oft am teuersten
Die Aktienmärkte scheinen sich zurzeit – vor allem in Deutschland und Europa – von der Realität etwas abzukoppeln. Das ganze erinnert an die Situation im Jahr 2000, in dem der schleichende Crash nach dem Börsenhype – insbesondere an den Technologie-Börsen begann. Das gilt nicht unbedingt für die Charttechnik, auch die Rahmenbedingungen sind andere – aber jeder Crash hat andere Ursachen und Gründe und verläuft nicht gleich.
Zurzeit leben die Märkte vor allem in Europa in ihrer eigenen Realität. Wenn man die aktuelle Situation einmal realistisch betrachtet, scheint es eher angemessen zu sein, nicht auch noch die letzten Punkte mitzunehmen, sondern auch mal daran zu denken, Gewinne mitzunehmen und die Cashquote zu erhöhen. Die positive Stimmung kann durchaus noch einige Wochen so weiter gehen, wann eine Korrektur oder ein Crash einsetzt, kann niemand genau sagen. Aber es gibt diverse Anzeichen für ein Ende der Rallye.
Die Inflation ist noch lange nicht beendet
Der Inflationstrend zeigt zwar aktuell leicht nach unten, aber gelöst ist das Problem noch lange nicht. Zudem gilt das nicht für die allgemeine Preisentwicklung, denn die Preise steigen in vielen Bereichen weiter. Wer heute ein neues Auto kauft, bezahlt selbst für einen einfach ausgestatteten VW Golf um die 30.000 EUR. Wie soll sich ein Durchschnittsverdiener das leisten können, wenn nicht über eine Finanzierung – und das bei deutlich steigenden Zinsen.
Noch extremer ist es bei Mietwohnungen. Wenn zusätzlich die Nebenkosten wie Wasser, Strom, Gas etc. berücksichtigt werden, geht nur für das Wohnen schnell mindestens ein Drittel des monatlichen Nettoeinkommens drauf. Die Inflation ist demzufolge um einiges höher, als es die statistischen Zahlen ausweisen. Zumal in der Kernrate der Teuerung Energie- und Nahrungsmittelpreise herausgerechnet werden. Die Inflation ist also keinesfalls im Griff!
Am Anleihemarkt steigen die Renditen immer weiter, d.h. sowohl die EZB, als auch die US-Notenbank kommt nicht umhin, die Zinsen weiter zu erhöhen. Wenn sogar die Renditen für 10-jährige Anleihen nach oben ausbrechen, signalisiert das relativ deutlich, dass die Zinsen nicht so schnell gesenkt werden, wie die Börsianer das zu glauben scheinen.
Gewinne der Unternehmen
Ja, die Gewinne der Unternehmen sehen ganz gut aus, vor allem die Automobilkonzerne und die Banken haben gute Zahlen geliefert. Das könnte den Anschein erwecken, dass der DAX immer noch günstig bewertet ist. Das liegt aber vor allem daran, dass die Automobilunternehmen von je her niedrig bewertet sind, da hier teilweise heftige Gewinnschwankungen vorkommen.
Was ist aber mit den Gewinnen, wenn die Verbraucher die Preise für Autos nicht mehr bezahlen können? Dann wird eben ggf. noch mehr und höher finanziert, aber machen die Banken das mit? Denn die sind im Laufe der letzten Jahre immer restriktiver bei der Kreditvergabe geworden. D.h. es können nicht immer weiter erhöhte Preise weitergeben werden, irgendwann ist Schluss damit. Restriktivere Kreditvergabe, steigende Zinsen, also Kreditkosten und höhere Preise. Die Kapitalverfügbarkeit dürfte demzufolge ein Problem werden, in den USA deutet sich das schon an. Derartige Trends folgen bei uns in der Regel zeitverzögert! Wenn alles teurer wird – und zeitgleich die Zinsen steigen, wird das Geld nun einmal knapp. Zumindest bei denen, die nicht so viel davon haben.
Die Notenbanken können nicht jedes Problem lösen
Das Wunschszenario für die Aktienmärkte wäre es wohl gewesen, dass die Konjunktur abkühlt, die Preise fallen und somit auch die Inflation zurückgeht. Das würde dann ggf. zur Folge haben, dass die Zinsen Ende 2023 wieder gesenkt werden könnten – und dies einen neuen Wirtschaftsaufschwung zur Folge hätte. Genau das preisen die Aktienmärkte im übrigen auch ein!
Während die Notenbanken in den USA, Europa und Großbritannien konsequent versuchen, die Inflation zu stoppen, machen die Notenbanken in China und Japan genau das Gegenteil und fluten die Wirtschaft mit Geld. Das Geld kommt dann teilweise am Aktienmarkt an und fließt momentan vor allem in die europäischen Aktienmärkte. Zudem wird in Europa Geld an die Verbraucher verteilt. Damit wird der Konsum einigermaßen am Leben erhalten, aber das führt am Ende auch immer zu weiter steigenden Zinsen – ohne die Inflation in den Griff zu bekommen. Auch der Ukraine Krieg dürfte noch deutlich länger so weiter gehen – und die Spannungen zwischen den USA und China verstärken sich zurzeit auch wieder deutlich.
Wie bereits erwähnt, kann das durchaus noch einige Wochen oder Monate gut gehen, aber Vorsicht ist sicherlich angebracht. Denn da kommt eine Gemengelage auf uns zu, die noch nicht wirklich abzusehen ist.
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